Donnerstag, 4. August 2016

toller Bericht aus dem Hamburger Abendblatt vom 04.08.2016

Dreimal pro Woche trainieren, Spiel am Wochenende coachen, Trainingslager organisieren – für 30 Euro pro Monat.
Hamburg.  Spätestens um 18 Uhr sollen die 24 Jungs auf dem Kunstrasenplatz stehen. Das Training beginnt zwar erst um 18.15 Uhr, aber um die Trainingszeit voll nutzen zu können, beginnt das Aufwärmen schon eine Viertelstunde früher. Trainer Loic Favé (23), Co-Trainer Jonas Struckmann (23) und Pattrick Dietz (24) beginnen mit Lockerungsübungen für die Muskulatur. Dafür bleibt ihnen nur der kleine Teil des Spielfeldes, der gerade nicht von einer anderen Mannschaft genutzt wird.
Zu wenig Platz und vor allem auch fehlende Ehrenamtliche haben in zahlreichen Hamburger Vereinen wie berichtet zu Aufnahmestopps für Kindermannschaften geführt. Jonas Struckmann ist als einer von 5000 Ehrenamtlichen in den Jugendabteilungen der 459 Hamburger Fußballvereine ein gefragter Mann. Er hat selbst lange Fußball gespielt, seit gut zwei Jahren arbeitet er ehrenamtlich als Fußballtrainer für den Eimsbütteler Turnverband. Als einer von zwei Co-Trainern unterstützt er seinen Freund und Kollegen Loic Favé beim Betreuen der U17-Mannschaft. Trainiert wird dreimal wöchentlich, ein Spiel pro Wochenende kommt dazu. Die Spiele des 2000er Jahrgangs sind für den Studenten obligatorisch, zum Training schafft er es mindestens zweimal – der zeitliche Aufwand ist hoch. Insgesamt verbringt er ungefähr zehn bis zwölf Stunden wöchentlich auf dem Platz. Dafür erhält er vom ETV 30 Euro im Monat – Aufwandsentschädigung für Fahrt- und Telefonkosten.
Einen Lehrgang musste Jonas Struckmann nicht besuchen, durch eigene Fußballerfahrung und unter der Anleitung von Trainer Favé hat er sich ein solides Trainergrundwissen angeeignet. In den 90-minütigen Trainingseinheiten schult er sowohl Technik als auch mannschafts- und individualtaktische Abläufe.

Die Trainer sind stolz aufihre Mannschaft

Je nach Alter und Niveau der Schützlinge muss ein Trainer unterschiedliche Eigenschaften und Kompetenzen mitbringen, sagt Jonas Struckmann. "Jemand, der Sechsjährige trainiert, die gerade erst anfangen, richtig Fußball zu spielen, braucht natürlich eine ganz andere Anleitung als jemand, der mit fast Volljährigen arbeitet, die auf sehr hohem Niveau spielen wollen." Seine Mannschaft wird in der kommenden Saison in der B-Jugend Regionalliga spielen. Für die Spiele am Wochenende geht es nach Wolfsburg, Bremen oder Hannover. Jonas Struckmann freut sich auf die Auswärtsspiele: "Unsere Jungs haben bewiesen, dass sie das Zeug haben, auf diesem hohen Niveau zu spielen. Das wird eine tolle Erfahrung für uns alle!"
Seit seinem fünften Lebensjahr spielt Jonas Struckmann für den ETV. Er musste jedoch verletzungsbedingt aufhören zu spielen, daher bietet ihm die ehrenamtliche Arbeit die Möglichkeit, weiterhin auf dem Platz zu stehen.
Neben dem Trainingsplan achtet das Trainergespann auch auf Disziplin. "Wenn jemand mehrfach das Training stört, muss er halt duschen gehen." Auch ein Blick auf die Uhr ist immer wichtig, um 19.45 Uhr kommen schon die nächsten Mannschaften. Außer guter Zeitplanung aufgrund der eng geplanten Platzbelegung sollte ein Trainer auch einen Blick für Trainingsmaterialien wie Leibchen, Hütchen und Bälle haben. Schnell vermischt sich mal etwas mit den Sachen anderer Mannschaften.
Zusätzlich kümmern sich die Trainer um eigene Sponsoren, die neben dem Verein Trikotsätze oder Trainingsanzüge finanzieren. Auch Trainingslager und Mannschaftsreisen, wie zum Beispiel der Gothia Cup in Schweden, organisieren Loic Favé, Jonas Struckmann und Pattrick Dietz. Am Fußballturnier in Göteborg nahmen dieses Jahr 37.000 Spieler und 15.000 Trainer und Eltern aus 80 verschiedenen Ländern teil. Jonas Struckmann ist stolz: "Wir haben es bis in die Runde der besten 16 von mehr als 200 Mannschaften geschafft und hatten alle eine sehr schöne Woche."
Trotz der vielen Arbeit will der 23-Jährige auch in Zukunft als ehrenamtlicher Trainer arbeiten. Der Fußballbegeisterte empfindet seinen Einsatz als guten Ausgleich zum ebenfalls arbeitsintensiven Studium.
Um selbst ehrenamtlich aktiv zu werden, braucht man keine Vorkenntnisse. 

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